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Düngemittelhersteller gibt zu: Digitalisierung ist auch die Antwort auf Personalmangel

Düngemittelhersteller gibt zu: Digitalisierung ist auch die Antwort auf Personalmangel
  • „Die Einführung eines solchen integrierten ERP-Systems hat den Digitalisierungsgrad in unserem Unternehmen deutlich erhöht. Heute nutzt praktisch jeder Mitarbeiter IT-Systeme in seiner täglichen Arbeit“, sagt Hubert Kardasz, CEO von Intermag, einem auf die Herstellung von Blattdüngern, Biostimulanzien und Tiergesundheitsprodukten spezialisierten Unternehmen.
  • „In unserem Unternehmen sind wir täglich mit Betrugsversuchen, Spam und anderen digitalen Bedrohungen konfrontiert. Deshalb arbeiten wir ständig daran, die Sicherheit zu verbessern, indem wir immer fortschrittlichere Technologien einsetzen und mit den besten Anbietern zusammenarbeiten“, verrät unser Gesprächspartner. Es gibt Details.
  • Die Digitalisierung trägt auch dazu bei, den Fachkräftemangel zu beheben. „Landwirtschaftliche und agrotechnische Berufe sind derzeit unbeliebt: Die Zahl der Studierenden ist geringer als früher, und junge Menschen wählen oft Berufe, die zwar „trendig“ erscheinen, aber nicht unbedingt den Marktanforderungen entsprechen“, betont Hubert Kardasz.
  • Dieses Gespräch ist Teil einer Interviewreihe, die als Grundlage für den Bericht „Vom Band zum Algorithmus: Wie die Digitalisierung die Zukunft der Industrie prägt“ dient, der von WNP Economic Trends in Verbindung mit dem New Industry Forum (Katowice, 14.-15. Oktober 2025) erstellt wird. Die Premiere findet im Oktober statt.

Welches sind die wichtigsten digitalen Investitionen, die Intermag in den letzten Jahren getätigt hat, und welche davon hatten den größten Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens?

- Intermag entwickelt sich seit 35 Jahren durch organisches Wachstum und die Digitalisierung hat nach und nach weitere Tätigkeitsbereiche erfasst – von der Buchhaltung über die Materialwirtschaft, den Vertrieb bis hin zu CRM und HRM.

Im Laufe der Zeit kam es jedoch zu einer Fragmentierung der Systeme verschiedener Anbieter und zu Schwierigkeiten bei der Datenintegration. Daher wurde vor etwa drei Jahren die strategische Entscheidung getroffen, ein integriertes ERP-System zu implementieren, das alle wichtigen Unternehmensprozesse umfasst: von der Buchhaltung und Rechnungsstellung über Einkauf, Materialwirtschaft, Vertrieb, Produktionsplanung bis hin zu Personalwesen, Vertrieb und Infrastrukturmanagement.

Dem Lösungsauswahlprozess gingen über ein Jahr Analyse, Referenzbesuche und Gespräche mit Lieferanten voraus. Wir befinden uns daher mitten in einer umfassenden Transformation, die in mehrere Phasen unterteilt ist. Die Umsetzung begann Ende 2023, der Produktionsstart erfolgte im Januar 2025.

Aktuell umfasst das System bereits die komplette Buchhaltung, den elektronischen Dokumentenfluss, die Materialwirtschaft, den Vertrieb (inkl. Hochregallagerverwaltung), grundlegende Produktionsprozesse sowie HR-Module. Dies entspricht rund zwei Dritteln des geplanten Projektumfangs, der eine der größten IT-Investitionen der Firmengeschichte darstellt.

Zu den nächsten, bereits geplanten Ausbaustufen gehören Infrastruktur- und Anlagenwartungsmanagement, erweiterte Produktionsplanungsfunktionen, ein Mitarbeiterportal und umfangreiche HR-Module, Vertriebs- und Marketingunterstützungssysteme sowie ein B2B-Portal für Auftragnehmer (in Form eines E-Shops für kleinere Distributoren).

Hubert Kardasz, CEO von Intermag. Foto: Pressematerialien von Intermag.
Hubert Kardasz, CEO von Intermag. Foto: Pressematerialien von Intermag.
„Das neue IT-System bedeutet eine völlig neue Daten- und Entscheidungsqualität“

Inwieweit haben diese Projekte Ihrer Meinung nach die digitale Reife des Unternehmens erhöht?

„Die Einführung eines solchen integrierten ERP-Systems hat den Digitalisierungsgrad in unserem Unternehmen deutlich erhöht. Heute nutzt praktisch jeder Mitarbeiter IT-Systeme in seiner täglichen Arbeit.“

Produktionsprozesse werden bereits durch Barcodes und Touchscreens unterstützt, die vollständige Integration der Maschinen in das ERP-System steht uns jedoch noch bevor. Zukünftig planen wir die Implementierung von Lösungen, die das automatische Lesen und Analysieren von Prozessparametern sowie deren direkte Steuerung über Systemalgorithmen ermöglichen.

Als mittelständisches Unternehmen mit polnischem Kapital fällt es uns noch immer schwer, mit Großkonzernen und Geschäftshaien zu konkurrieren. Wir haben jedoch erhebliche Fortschritte erzielt und entwickeln kontinuierlich weitere Elemente im Sinne von Industrie 4.0. Wir glauben, dass diese Ausrichtung uns dabei helfen wird, das Unternehmen kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Nach welchen Kriterien werden bei Intermag digitale Investitionen getätigt und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit bei Innovationen? Auf welche Hürden stoßen Sie in Polen?

„Das neue IT-System bietet ein völlig neues Niveau an Datenqualität und Entscheidungsfindung – es ermöglicht uns eine bessere Produktions- und Ressourcenplanung sowie Kostenkontrolle. Dank ihm können wir beispielsweise die Produktionsrentabilität auf der Ebene einzelner SKUs (Stock Keeping Units – eine Kennung zur Verwaltung eines bestimmten Produkts – Anm. d. Red.) berechnen, was mit verteilten Systemen bisher praktisch unmöglich war.“

Neben der Digitalisierung, die als Optimierung des Informationsflusses verstanden wird, führen wir immer mehr Lösungen zur Arbeitsautomatisierung ein. Haupttreiber sind nach wie vor die steigenden Arbeitskosten und, noch wichtiger, der Mangel an verfügbaren Arbeitskräften.

Noch vor 10 Jahren wäre es schwer vorstellbar gewesen, dass Personalmangel zu einem der größten Hindernisse für die Entwicklung eines Unternehmens werden würde. Heute kommt es vor, dass wir anderthalb oder zwei Jahre lang nicht den richtigen Spezialisten finden – und das liegt nicht an unwettbewerbsfähigen Arbeitsbedingungen, sondern am begrenzten Angebot an qualifizierten Arbeitskräften auf dem Markt.

Besonders akut ist das Problem in Fachbereichen, aber auch im Vertrieb ist die Situation herausfordernd – vor allem für Agronomie-Absolventen. Wir arbeiten hier mit Agraruniversitäten zusammen und beobachten einen dramatischen Rückgang der Studierendenzahlen in landwirtschaftlichen Bereichen. Waren es früher einige Dutzend Studierende pro Jahr, sind es heute oft nur noch fünf bis zehn, manche Bereiche werden gar nicht mehr angeboten.

Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Mitarbeitern mit agronomischen Kenntnissen, die in unserer Branche nicht nur im Vertrieb, sondern auch in den Marketing- und Entwicklungsabteilungen unverzichtbar sind.

Bei Entscheidungen zur Digitalisierung und Automatisierung stehen bei Intermag daher drei Kriterien im Vordergrund: die Verbesserung der Daten- und Geschäftsentscheidungsqualität, die Steigerung der Arbeitseffizienz und die teilweise Kompensation von Personalengpässen in Bereichen, die Spezialwissen erfordern.

Intermag ist ein polnisches Unternehmen, das 1988 gegründet wurde. Obwohl es ursprünglich ein mittelständisches Unternehmen war, verfügt es bereits über eine internationale Präsenz und ein starkes technologisches Potenzial. Foto: Pressematerial von Intermag
Intermag ist ein polnisches Unternehmen, das 1988 gegründet wurde. Obwohl es ursprünglich ein mittelständisches Unternehmen war, verfügt es bereits über eine internationale Präsenz und ein starkes technologisches Potenzial. Foto: Pressematerial von Intermag
„In unserem Unternehmen sind wir täglich mit Betrugsversuchen, Spam und anderen digitalen Bedrohungen konfrontiert.“

Wie nutzt Intermag Daten aus der Produktion und den Laboren und welche langfristigen Pläne hat das Unternehmen für die Digitalisierung seiner Anlagen, einschließlich intelligenter Fabriken, IIoT und virtueller Prozesszwillinge?

Intermag nutzt Produktions- und Labordaten vor allem zur Verbesserung der Ressourcenplanung – sowohl in der Produktion als auch in der Infrastruktur. Wir analysieren sie für die Produktionsplanung, das Infrastrukturmanagement, die Inspektion und Wartung von Anlagen sowie die Personalzuweisung zu verschiedenen Produktionsprozessen. Diese Daten unterstützen auch die langfristige, strategische Unternehmensentwicklungsplanung.

Wir arbeiten daran, Prozessdaten zukünftig direkt zur Optimierung von Produktionsprozessen nutzen zu können. Wir verfügen aktuell über eine enorme Datenmenge aus Feldversuchen und Laborforschung mit Tausenden von Ergebnissen aus verschiedenen Kulturen und Produkten.

Diese Informationen sind nützlich für die Produktpositionierung, die Erstellung von Marketingmaterialien sowie die Entwicklung neuer Produkte und deren zukünftige Ausrichtung. Häufig analysieren wir anstelle einzelner Ergebnisse Metadaten – Trends und allgemeine Informationen zur Produktleistung.

Obwohl noch nicht alle dieser Daten vollständig in modernen IT-Systemen verarbeitet werden, stellen sie bereits jetzt ein Schlüsselelement unserer Aktivitäten im Hinblick auf die Entwicklung unseres Produktangebots und unserer Marketingkommunikation dar.

Wie schätzen Sie die Potenziale und Risiken des Datenaustauschs mit B2B-Partnern ein?

- Der Datenaustausch mit B2B-Partnern – Landwirten, Händlern, Laboren und Universitäten – ist für uns sehr wichtig, da wir durch die direkte System-zu-System-Kommunikation Geschäftsprozesse rationalisieren und unser Angebot besser auf die Bedürfnisse unserer Partner abstimmen können.

Die implementierten Produktions- und Laborlösungen basieren auf internationalen, anerkannten Standards, die meist von führenden globalen Unternehmen bereitgestellt werden, die im Agrarindustriesektor Maßstäbe setzen.

Darüber hinaus arbeiten wir aktiv mit Universitäten, vor allem mit naturwissenschaftlichen Universitäten, zusammen, vor allem bei der Erforschung der Wirksamkeit entwickelter Produkte – manchmal bereits in der Konzeptphase, viel häufiger jedoch kurz vor oder nach der Einführung in die Produktion.

Wir sind uns der Risiken der Datensicherheit bewusst und legen daher größten Wert auf den Einsatz bewährter Informationsschutzmechanismen.

Obwohl die Zusammenarbeit mit mehreren Anbietern möglich ist, wird der Digitalisierungsmarkt derzeit weitgehend von globalen Anbietern dominiert. Leider ist dieser Bereich stark monopolisiert, was die Preisgestaltung für mittelständische Unternehmen schwierig und unerschwinglich macht.

Um beim Thema zu bleiben: Mit der fortschreitenden Digitalisierung nehmen auch Cyberangriffe zu. Wie schützt sich Intermag vor dieser Bedrohung? Welche Unterstützung sollte der Staat insbesondere für mittelständische Technologieunternehmen bereitstellen?

- Das Bewusstsein und der Schutz vor Cyberangriffen in der polnischen Chemie- und Agrarindustrie nehmen zu, es bleiben jedoch noch viele Herausforderungen bestehen.

In unserem Unternehmen sind wir täglich mit Betrugsversuchen, Spam und anderen digitalen Bedrohungen konfrontiert. Deshalb arbeiten wir ständig daran, die Sicherheit durch den Einsatz immer fortschrittlicherer Technologien und die Zusammenarbeit mit den besten Lieferanten zu verbessern.

Ein Beispiel für eine echte Bedrohung war, als eine Rechnung, die wir an einen ausländischen Kunden schickten, von einem Hacker abgefangen wurde, der die Bankkontonummer in eine falsche änderte. Dank der Wachsamkeit des Kunden wurde das Geld nicht überwiesen. Natürlich meldeten wir den Vorfall der Polizei. Leider führte der Mangel an Ressourcen und Spezialeinheiten dazu, dass der Fall schnell eingestellt wurde.

Solche Situationen zeigen, dass Cyberkriminelle Straffreiheit genießen und die Folgen ihrer Taten schwerwiegender sein können als bei herkömmlichen Straftaten. Wir sind der Ansicht, dass der Staat Unterstützung in Form von Spezialeinheiten zur Reaktion auf Cyberkriminalität leisten und die Bemühungen in diesem Bereich besser koordinieren sollte.

Auch für mittelständische Technologieunternehmen wie Intermag ist eine pädagogische und systemische Unterstützung im Bereich IT-Sicherheit wichtig, um Bedrohungen wirksam entgegentreten zu können.

„Fast jeder Mitarbeiter nutzt die neuen Tools und hat die entsprechenden Schulungen durchlaufen“

Wie haben die Digitalisierung und die Implementierung von Industrie 4.0-Lösungen Ihre Managementmethoden und die Vorbereitung der Mitarbeiter auf die Arbeit mit neuen Tools beeinflusst?

Wir befinden uns noch immer im Transformationsprozess, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass die größte Herausforderung nicht die Technologie selbst war, sondern die Planung des Veränderungsprozesses selbst – die Vorbereitung der Mitarbeiter auf die Arbeit mit den neuen Tools und die Schulung der Mitarbeiter im gesamten Unternehmen.

In jedem Funktionsbereich wurden Verantwortliche für die digitale Transformation ernannt, die sowohl an der Definition der Anforderungen bei der ERP-Systemauswahl als auch an der Implementierung beteiligt waren. Dadurch wird sichergestellt, dass nahezu jeder Mitarbeiter die neuen Tools nutzt und den entsprechenden Schulungsprozess absolviert hat.

Die digitale Transformation war daher nicht nur mit der Implementierung von IT-Systemen verbunden, sondern auch mit einem umfassenden Prozess organisatorischer Veränderungen, der Umschulung von Teams und der Anpassung neuer Arbeitsweisen.

Auf welche Schwierigkeiten sind Sie während dieses Prozesses gestoßen?

„Leider sind die Menschen die größte Hürde für die Digitalisierung. Für viele Mitarbeiter stellt die Einführung neuer Lösungen und Veränderungen in einer Organisation eine große Herausforderung dar. Sie haben oft Angst vor Neuem und zögern, sich auf Digitalisierungsprozesse einzulassen, was in einigen Fällen sogar zu Kündigungen geführt hat. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die Veränderungen gegenüber weniger aufgeschlossen sind.“

Daher ist es von entscheidender Bedeutung, den Transformationsprozess richtig zu steuern und den Mitarbeitern zu erklären, warum wir neue Lösungen einführen und welche Vorteile sie langfristig bringen können.

Das zweite große Problem besteht darin, dass sich manche Unternehmen – insbesondere kleine – nicht darüber im Klaren sind, welche tatsächlichen und langfristigen Vorteile die Digitalisierung in bestimmten Tätigkeitsbereichen bringen kann.

Die dritte Hürde sind die Kosten – die Implementierung moderner IT-Systeme und die Automatisierung von Prozessen werden immer teurer. Es bräuchte mehr Förderprogramme, um Investitionen in die Digitalisierung zu erleichtern, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Zwar gab es in der Vergangenheit bereits entsprechende Subventionen, doch ähnliche Unterstützung ist derzeit kaum zu finden.

Sie haben die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachkräften in der Branche erwähnt. Wie beurteilen Sie das Personalausbildungssystem in Polen? Welche Fähigkeiten sind derzeit am schwierigsten zu erwerben?

- Ich bewerte es eher durchschnittlich... Das polnische Bildungssystem ist oft von der Praxis losgelöst – die Studierenden verfügen oft über theoretisches Wissen, wissen aber nicht, wie sie dieses in der Praxis anwenden können.

Bei Intermag setzen wir uns dafür ein, indem wir Praktika und Ausbildungen fördern. In diesem Jahr konnten wir zahlreiche Praktikanten aufnehmen, und die besten haben die Möglichkeit, nach ihrem Abschluss weiterhin bei uns zu arbeiten. So können die Studierenden ihre Weiterbildung und berufliche Entwicklung gezielter gestalten.

Darüber hinaus arbeiten wir mit Universitäten zusammen: Unsere Mitarbeiter halten Gastvorträge und geben ihre praktischen Erfahrungen in den Bereichen Pflanzenbau, Tiernahrungsergänzung und den von uns eingesetzten Produktionsprozessen weiter. Dadurch können wir enge Beziehungen zu naturwissenschaftlichen Universitäten aufbauen und unsere Absolventen optimal auf die Realität des Arbeitsmarktes vorbereiten.

Leider sind landwirtschaftliche und agrotechnische Berufe, wie bereits erwähnt, heutzutage nicht beliebt: Die Zahl der Studierenden ist geringer als früher, und junge Menschen wählen oft Bereiche, die zwar „trendy“ erscheinen, aber nicht unbedingt den Anforderungen des Marktes entsprechen … Wir versuchen, dem entgegenzuwirken, indem wir an Jobmessen teilnehmen und jungen Menschen zeigen, was wir in der Branche tatsächlich tun.

Wie beurteilen Sie den Fortschritt der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung? Entwickelt sie sich weiter? Ist sie bürger- und unternehmensfreundlich?

„Diese Frage lässt sich nur schwer abschließend beantworten, aber meiner Meinung nach ist Polen bei der Digitalisierung öffentlicher Dienste relativ weit fortgeschritten. Viele Prozesse – etwa Agrarsubventionen, Register und das Regulierungsmanagement – ​​können bereits online abgewickelt werden, was es Unternehmern erleichtert, ihre Geschäfte elektronisch abzuwickeln. Im europäischen Vergleich schneiden wir in diesem Bereich recht gut ab.“

Dank dieser Digitalisierung gewöhnen sich Unternehmer, darunter auch wir, zunehmend an den elektronischen Informationsfluss, was die Entwicklung von Innovationen und den Aufbau einer digitalen Kultur im Unternehmen unterstützt.

Die größte Herausforderung bleibt jedoch die Instabilität der Gesetze und die mangelnde Transparenz der Vorschriften, insbesondere der Steuervorschriften. Entscheidungen über Steuerverbindlichkeiten erfordern oft individuelle Auslegungen, da die Vorschriften unklar und mehrdeutig sind. Dies schränkt die effektive Nutzung der Digitalisierung ein und erfordert weitere Anstrengungen zur Vereinfachung und Erhöhung der Rechtstransparenz, damit Unternehmen die digitalen Instrumente der öffentlichen Verwaltung vollumfänglich nutzen können.

„Künstliche Intelligenz im technischen Bereich hat noch Grenzen“

Verändert KI Ihr Geschäftsmodell? In welchen Bereichen sieht Intermag das größte Potenzial für künstliche Intelligenz?

- Ich glaube, dass künstliche Intelligenz in Polen immer noch zu wenig genutzt wird, weil es sich um eine relativ neue Lösung handelt, die erst seit einigen Jahren in größerem Umfang verfügbar ist.

ChatGPT beispielsweise wurde vor vier Jahren eingeführt, und Unternehmen lernen erst jetzt, wie sie KI effektiv in alltägliche Geschäftsprozesse integrieren können. Auch wir befinden uns noch in der Lern- und Testphase, um herauszufinden, wie KI in unserem Unternehmen am besten eingesetzt werden kann.

Derzeit wird KI hauptsächlich für einfache Büroaufgaben wie die Zuweisung von Materialien, die Automatisierung von E-Mails und die Unterstützung von Analysen eingesetzt. Sie wird noch nicht systematisch eingesetzt oder vollständig in unsere Produktions- oder Planungsprozesse integriert.

Wir sehen KI in unserem Unternehmen als ein Werkzeug, das uns in verschiedenen Bereichen unterstützen kann. Zum Beispiel in der Planung, wo große Datenmengen analysiert und Schlussfolgerungen gezogen werden müssen. Sie kann auch den Kundenservice verbessern, indem sie Routineaufgaben übernimmt, und Marktanalysen und Geschäftsentscheidungen unterstützen.

Wir denken auch über fortschrittlichere Anwendungen nach, beispielsweise die Optimierung von Düngemittelrezepturen oder personalisierte Empfehlungen für Landwirte.

Andererseits wissen wir, dass KI im technischen Bereich noch immer Grenzen hat – sie kann nicht immer zwischen verlässlichem Wissen und Pseudowissenschaft unterscheiden. Deshalb gehen wir mit Bedacht vor, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse wirklich wertvoll und sicher für das Unternehmen sind.

„Der Trend Industrie 5.0 gewinnt auch in der Agrarindustrie zunehmend an Bedeutung“

Und was erwartet ein Unternehmen wie Ihres von der Digitalisierungs-Megastrategie der EU und Polens?

- Vor allem eine wohlüberlegte Deregulierung und Vereinfachung der Regulierung. Wir stehen im globalen Wettbewerb mit China, Indien und den USA, während in Europa übermäßige Bürokratie und Regulierungen es Unternehmern erschweren, innovative Projekte umzusetzen.

Im Kontext neuer Technologien wie künstlicher Intelligenz wären Förderprogramme, die das Investitionsrisiko reduzieren – zum Beispiel Zuschüsse und Subventionen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte – sinnvoll. Wir alle lernen diese Lösungen kennen, und das Risiko, dass einige davon scheitern, ist hoch. Daher wäre finanzielle und beratende Unterstützung sehr hilfreich.

Ich werde auch die Machtkonzentration in den Händen globaler digitaler Plattformen hervorheben. Online-Kommunikation und -Marketing werden derzeit weitgehend von einigen wenigen Giganten dominiert, was es kleinen und mittleren Unternehmen schwer macht, ohne hohe Kosten wettbewerbsfähig zu bleiben.

Jede Einschränkung der Monopolisierung oder die Einführung transparenterer Regeln für den Betrieb dieser Plattformen wäre für die Unternehmer von Vorteil.

Ist Industrie 5.0 auch in der Landwirtschaft unausweichlich? Wie reagiert Intermag auf die wachsenden Anforderungen an ökologische Nachhaltigkeit und Krisenresistenz?

„Industrie 5.0, die Technologie, Nachhaltigkeit und Menschlichkeit vereint, gewinnt im Agrarsektor zunehmend an Bedeutung. Wir erleben in diesem Sektor enorme technologische Fortschritte, insbesondere bei der Digitalisierung und Automatisierung.“

An der Spitze dieser Veränderungen stehen vor allem die Hersteller landwirtschaftlicher Geräte, die mittlerweile nicht nur moderne Traktoren und Mähdrescher, sondern auch komplette digitale Plattformen für das Farmmanagement anbieten. Dank der Integration von IoT, GPS und autonomen Systemen können landwirtschaftliche Geräte Daten in Echtzeit erfassen, bestimmte Aufgaben autonom ausführen und sogar den Bedarf an Betriebsmitteln optimieren.

Bei Intermag beobachten wir diese Veränderungen aufmerksam und passen uns den wachsenden Erwartungen der Landwirte und des Marktes hinsichtlich ökologischer Nachhaltigkeit, CO2-Bilanz und Krisenresistenz an. Beispielsweise testen wir unsere Produkte für den Einsatz mit modernen Technologien wie dem Sprühen per Drohne, bei dem deutlich weniger Sprühflüssigkeit verbraucht wird als bei herkömmlichen Sprühgeräten. In der Praxis bedeutet dies, dass unsere Betriebsmittel auch bei geringeren Dosen effektiv wirken müssen, um eine nachhaltigere und präzisere Landwirtschaft zu unterstützen.

Die dynamische Entwicklung autonomer Lösungen, Drohnen und digitaler Farmmanagementsysteme zwingt uns, unser Angebot kontinuierlich anzupassen und zu analysieren, wie sich diese Technologien auf die Zukunft der Agrarwirtschaft auswirken könnten. So können wir nicht nur auf aktuelle Marktbedürfnisse reagieren, sondern auch aktiv an der Transformation der Landwirtschaft hin zur Industrie 5.0 mitwirken.

Inwieweit unterstützen Ihre digitalen Lösungen die Ziele für nachhaltige Entwicklung? Wie sehen Sie die ESG-Berichterstattung?

- Ich habe eine ambivalente Einstellung gegenüber ESG... Einerseits ist die Idee richtig, andererseits nutzen viele Unternehmen sie für sogenanntes Greenwashing, indem sie das eine kommunizieren, aber von völlig anderen Motiven geleitet werden.

Dennoch wird es in Zeiten hoher Energiekosten und CO2-Emissionsbelastungen sowie im Kontext des bevorstehenden ETS2 auch für kleinere Unternehmen – wie unseres – immer wichtiger, Lösungen zu implementieren, die den CO2-Fußabdruck und den Energieverbrauch minimieren.

Bei Intermag ergreifen wir konkrete Maßnahmen, um diesem Problem entgegenzuwirken. Wir nutzen unsere eigenen erneuerbaren Energiequellen – mit Photovoltaik-Anlagen auf unseren Hallendächern produzieren wir an sonnigen Tagen mehr Energie, als wir verbrauchen. Darüber hinaus analysieren wir, wie wir die Produktion hinsichtlich der Energiekosten optimieren können, und planen, künftig Energiespeicher einzuführen.

Die Digitalisierung spielt dabei eine Schlüsselrolle – unser ERP-System ermöglicht es uns, Daten aus allen Bereichen zu erfassen und diese zur Abfallminimierung zu nutzen. In der chemischen Industrie gibt es keine völlig abfallfreie Produktion, aber mit präzisen Informationen können wir den Abfall intern besser managen und den externen Abfallausstoß reduzieren.

In der Praxis ist der Hauptgrund für unsere ESG-Bemühungen ein wirtschaftlicher: Die Energie- und Entsorgungskosten sind so hoch, dass Unternehmen gezwungen sind, digitale und umweltfreundliche Lösungen zu implementieren. Eine verbesserte Datenqualität ermöglicht es uns, Ressourcen effektiver zu verwalten, den Energieverbrauch zu optimieren und Abfall zu reduzieren, was sich direkt in der Effizienz und Nachhaltigkeit des Unternehmens niederschlägt.

Intermag ist ein 1988 gegründetes polnisches Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Blattdüngern, Biostimulanzien und Tiergesundheitsprodukten spezialisiert hat. Obwohl es sich formal um ein mittelständisches Unternehmen handelt, verfügt es bereits über eine internationale Präsenz und ein starkes technologisches Potenzial.

wnp.pl

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