Haustiere in Deutschland: Halter empfinden das Leben mit Hund belastender als erwartet

Viele angehende Hundebesitzer erwarten von der Aufnahme eines Hundewelpen vor allem Freude und Spaß. Doch das Kümmern um den kleinen Zögling kann belastend sein, wie eine Umfrage bestätigt. Viele Halter empfänden das Leben mit Hund als belastender als erwartet - und selbst Kinder seien nicht immer glücklich mit dem neuen Haustier, berichtet ein Forscherteam um Rowena Packer vom Royal Veterinary College in London im Fachjournal „PLOS One“.
Befragt wurden 2023 in einer quantitativen und qualitativen Analyse 382 Erwachsene und 216 Kinder im Alter von 8 bis 17 Jahren in britischen Haushalten, die zwischen 2019 und 2021 Welpen in die Familie aufgenommen hatten.
Vielen Eltern und Kindern macht die Haltung eines Hundes demnach Freude. Viele Halter gaben zudem an, dass ihr Hund die psychische Gesundheit ihrer Kinder fördert - und Kinder berichteten, dass sie durch den Hund Trost und Freude empfinden. „Hunde wurden als Kinderfreunde, Spielkameraden, Ersatzgeschwister oder sogar Wurfgeschwister bezeichnet“, heißt es in der Analyse. Gerade auch in der Pandemie und im Lockdown sei ein Hund für viele hilfreich gewesen.

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Allerdings gaben mehr als ein Drittel der erwachsenen Hauptbetreuer des Hundes (37 Prozent) auch an, dass die Haltung des Welpen eine größere Herausforderung war als erwartet – und das schon bald, nachdem der Hund in die Familie gekommen war. Als ein Problem wurde zum Beispiel genannt, dass der Welpe die Kinder beim Spielen zwickte und biss.
Hauptbetreuer der Hunde waren in der Analyse fast immer Frauen (96 Prozent) - damit gaben besonders oft Mütter an, sich mit der Verantwortung für den Welpen überfordert gefühlt zu haben. Mütterliche Belastung habe ohnehin schon negative Folgen für die psychische Gesundheit von Frauen, geben die Forschenden zu bedenken. Sie raten zu weiterer Forschung zum Mental Load bei Frauen durch Hundehaltung in Familien.
Vor allem Ersthalter berichteten, dass die Kinder sich weniger als erwartet an der Betreuung beteiligten, das Füttern ausgenommen. Von allen Hundebesitzern gaben über 20 Prozent an, dass sie erwartet hatten, dass ihre Kinder mehr mit dem Tier spielen. Auch einige Kinder äußerten sich enttäuscht: Sie gaben unter anderem an, frustriert zu sein über das aufmerksamkeitsheischende Verhalten ihrer Hunde.
Immerhin etwa jeder 17. der Halter erklärte, auch mal überlegt zu haben, das Tier wieder abzugeben. Überwiegend geschah das bei Ersthaltern. Als Gründe wurden vor allem angegeben, dass der zeitliche Aufwand unterschätzt wurde und es schwierig war, die Hundebetreuung in der Familie zu verteilen. Viele kamen zudem mit dem Verhalten ihres Hundes nicht gut klar.
An der Befragung nahmen Hundehalter teil, die zwischen 2019 und 2021 einen Welpen bekommen hatten – also auch während der Hochphase der Pandemie mit besonderen Herausforderungen für Familien. Auch in Deutschland wurden während dieser Zeit besonders viele Haustiere neu in Familien geholt – und laut Tierschutzbund werden nach wie vor viele davon in Tierheimen abgegeben.
„Die Überforderung ist ein Hauptgrund“, sagte Lea Schmitz, Pressesprecherin des Tierschutzbundes in Bonn. Das könne unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass Halter nicht ausreichend wissen, wie man mit Hunden umgeht - etwa wenn sie auffälliges Verhalten wie Schnappen zeigen.
„Wir erleben, dass ein Hund oftmals aus optischen Gründen ausgesucht wird und man sich gar nicht damit beschäftigt, welche Rasse welches Verhalten an den Tag legt. Etwa, ob ein Hund viel Energie hat und daher viel raus muss“, erläuterte Schmitz. Außerdem würden die Kosten unterschätzt.
Die Folge: „Die Tierheime sind überlastet – viele sind voll, andere sind oft am Rand ihrer Kapazitäten“, erklärte Schmitz. „Das Problem ist neu, das kannten wir vor der Corona-Pandemie nicht.“
RND/dpa
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