Waldbrände durch invasive Arten: Wie fremde Pflanzen und Tiere die Feuergefahr erhöhen

Invasive Arten – ein Begriff, der uns immer wieder begegnet. Diese unabsichtlich eingeschleppten oder vorsätzlich eingeführten Tiere, Pflanzen oder Pilze und Mikroorganismen können zur Gefahr für Mensch, Tier und Natur werden und haben sich in den letzten Jahrzehnten zu einem weltweiten Problem entwickelt.
In Deutschland sorgte die Große Drüsenameise (Tapinoma magnum), die Häuser und Gehwege untergräbt und instabil macht, für Schlagzeilen. Das niedlich klingende, aber giftige Wandelröschen hat nicht nur zu Vergiftungen in der indischen Bevölkerung geführt, sondern bedrohte sogar die gesamte Tigerpopulation in einem dort ansässigen Reservat. Auf Hawaii gab es ursprünglich keine Mücken, bis sie im frühen neunzehnten Jahrhundert durch Walfangschiffe eingeschleppt wurden – mit ihnen kamen Krankheiten wie die Vogelmalaria. Und verrottende Teppiche aus Wasserhyazinthen, ursprünglich aus dem Amazonasgebiet, verschlechtern inzwischen in über 50 Ländern auf fünf Kontinenten die Wasserqualität.
Wenn sich gebietsfremde Arten fest in einer neuen Region etablieren, gelten sie nicht direkt als invasiv. Erst, wenn sie sich negativ auf das heimische Ökosystem auswirken, werden sie als invasiv eingestuft. Das trifft im Verhältnis zwar nur auf wenige der Neuankömmlinge zu, diese richten jedoch große Schäden an.
Auch bei heimischen Pflanzen wie etwa den Blaualgen ist es problematisch, wenn sie sich unkontrolliert vermehren. Allerdings stellen gebietsfremde Arten per se eine größere Gefahr dar als heimische Arten, weil sich nicht über Jahrhunderte und Jahrtausende natürliche Gegner oder Abwehrmechanismen entwickeln konnten.
Wir sehen uns zunehmend mit Feuern konfrontiert, die in Häufigkeit und Intensität zunehmen. Der Klimawandel wird immer wieder als einer der Hauptgründe dafür genannt. Hitze und Dürre alleine lösen die Brände dabei nicht aus, sie machen Wälder aber anfälliger dafür. Das gleiche gilt auch für invasive Arten. So greifen etwa Schädlinge wie der Asiatische Laubholzbockkäfer, der eschenbefallende Pilz Falsches Weißes Stengelbecherchen oder aber auch der größtenteils heimische Borkenkäfer Bäume an und schwächen sie, wodurch diese an Widerstandskraft gegenüber Feuer verlieren.
Eher indirekten Schaden richten invasive Pflanzenarten an. Viele von ihnen sind auf schnelles Wachstum ausgerichtet, wodurch sie heimische Pflanzen verdrängen. Ersetzen sie dann auch noch Pflanzenarten, die viel Wasser halten, und sind selbst eher trocken, sind so perfekte Voraussetzungen für Brände geschaffen.
Im Westen der USA und in Australien ist das kein theoretisches Problem mehr. Es gibt Blacklists von invasiven Pflanzenarten und Managementpläne, um Schäden einzudämmen. Eines der Hauptprobleme sind Weidegräser, die vorsätzlich als schnell wachsende und robuste Futterpflanzen eingeführt wurden und sich jetzt nahezu unkontrollierbar ausbreiten.
Im US-Bundesstaat Arizona sorgen aktuell die eingeschleppte, ursprünglich in Europa heimische Rote Trespe und das ursprünglich in Afrika, Asien und im Mittleren Osten beheimatete Büffelgras für Sorgenfalten. Die Gräser der Trespe gelten als Pflanzen mit hohem Feuerrisiko, da sie sehr trocken sind und sich rasant und flächendeckend ausbreiten. Büffelgras sollte vor allem in der trockenen Gegend der Sonora-Wüste als Futterpflanze dienen, verbreitete sich jedoch schneller als gedacht und dominiert inzwischen die Landschaft. Es ist in der Hitze Arizonas leicht entzündbar, brennt schnell und stark.

Die in Eurasien heimische Dach-Trespe verursacht im Nordwesten der USA ein anderes Problem: Sie breitet sich nach einem Feuer so schnell aus, dass andere Pflanzen kaum eine Chance haben, sich zu regenerieren. Somit tragen sie nicht nur zu einer erhöhten Intensität der Brände bei, durch die leichte Entflammbarkeit auch zu deren Häufigkeit.
Das australische Umweltministerium warnt seit Jahren davor, dass vor allem afrikanische Gräser das australische Ökosystem der Savannen nachhaltig ändern können. In den 40er Jahren wurde unter anderem massenweise Gamba-Gras als Futtermittel angepflanzt. Es wächst schnell, kann mehrere Meter hoch werden und ist heutzutage beinahe eine Monokultur in den nördlichen Savannen Australiens geworden. Wenn ein Brand entsteht, verbreitet sich dieser durch den Grasteppich buchstäblich als Lauffeuer und nährt ihn mit seiner hohen Biomasse, die deutlich über der von heimischen Gräsern liegt. Die Flammen vernichten die ursprünglich die Savanne prägenden Bäume und verwandeln diese regelrecht in Grassteppen.
Fremde Arten verbreiten sich nicht nur zufällig in neuen Regionen. Sie werden häufig versehentlich durch Handel und Tourismus eingeschleppt, aber auch absichtlich eingeführt, wie eben als Futtermittel oder auch zur Bodenstabilisierung. Widerstandsfähigere Pflanzen siedeln sich leichter an herausfordernden Böden an, verdichten diesen und schützen vor Erosion. So sinkt zum Beispiel bei Starkregen die Gefahr, dass Hänge abrutschen.
Es kann aber auch genau umgekehrt sein: Sie verschlechtern die Bodenqualität und begünstigen Erosion, wenn sie zum Beispiel mit starken Wurzeln eigentlich festen Boden aufbrechen. Gerade in solchen Fällen wächst an steilen Hängen die Gefahr, dass der Boden abrutscht, und es erschwert den Feuerwehrleuten, die Brände zu bekämpfen.
Die Ausbreitung invasiver Arten verändert auch zunehmend den Alltag von Feuerwehrleuten. Viele im Wasser lebende gebietsfremde Arten wie Schnecken, Fische, Krebse oder Schnecken gelten als äußerst invasiv. Daher sind Feuerwehren in Nordamerika dazu angehalten, die Verbreitung von invasiven Arten durch Löscheinsätze zu verhindern. Nach einem gemeinsamen Leitfaden der Umweltschutzbehörden sollte nach jedem Einsatz die Ausrüstung dekontaminiert werden, um die Übertragung invasiver Arten von einem Gebiet ins andere zu verhindern.
So soll jedes Ausrüstungsstück, das mit Wasser aus natürlichen Quellen in Kontakt kam, gründlich gereinigt werden. Das gelte vor allem für Schläuche, Ventile und Löschwasserbehälter an Helikoptern. Aber auch Pumpen, transportable Wasserbehälter, Wassertanks der Einsatzfahrzeuge, die Helikopter und Fahrzeuge selbst oder Reifenprofile und Schuhsohlen gilt es, mit heißem Wasser und gegebenenfalls mit Chlor oder Bleiche zu reinigen. Alles sollte frei von Pflanzen, kleinen Tieren und Schlamm sein und dazu trocken, bevor es zum nächsten Einsatz geht.
Unterschiedliche Experten gehen davon aus, dass es in Zukunft noch häufiger zu Wald- und Flächenbränden kommen wird. Bereits zwischen 2003 und 2023 hat sich die Anzahl starker Waldbrände weltweit verdoppelt, mit den sechs extremsten Jahren ab 2017.
Eine nach der Feuerkatastrophe rund um LA gegründete Forschungsgruppe beziffert die globale Erwärmung auf 1,3 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Damit seien große Brände um 35 Prozent wahrscheinlicher und um sechs Prozent intensiver geworden. Bis 2100 rechnet man mit einer Verdopplung dieser Zahlen.
Auch bei uns in Europa, vor allem in den Urlaubsregionen im Süden, steigt die Gefahr für Wald- und Flächenbrände. Wie kann man diese bekämpfen oder, viel besser noch: verhindern? Es gibt zahlreiche Ansätze, die diese komplexe Frage beantworten sollen.
Gerade in Wäldern brauche es ein räumliches Konzept, sagte Feuerökologe Alexander Held in einem Gespräch mit dem RND im Jahr 2022. Das beinhaltet zum Beispiel Wege mit seitlichen Schutzzonen für die Feuerwehr, die Entfernung von Totholz, Mähen (vor allem von brandbeschleunigenden Pflanzen), Mulchen, eine angepasste Wahl der Baumarten, Bodenanreicherung und mehr.
Auch wenn Wälder nie komplett feuerfest werden würden, könne man sie aber wieder naturnäher, kühler und luftfeuchter machen. Das bedeutet allerdings viel Aufwand, viele Kosten und viele Arbeitsstunden.
rnd