Schwere Mykosen in Polen – neue Daten zeigen ein Ausmaß vergleichbar mit Zivilisationskrankheiten

Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Jagiellonen-Universität und der Universität Manchester warnen davor, dass jährlich über 100.000 Menschen in Polen an schweren Pilzinfektionen erkranken. Das Ausmaß des Problems ist vergleichbar mit Zivilisationskrankheiten, und die Sterblichkeitsrate ist in vielen Fällen weiterhin sehr hoch.
In Polen erkranken jährlich Tausende Menschen an schweren Pilzinfektionen, viele davon mit tödlichem Ausgang. Eine aktuelle Analyse von Wissenschaftlern der Jagiellonen-Universität und der Universität Manchester zeigt, dass das tatsächliche Ausmaß dieser Erkrankungen deutlich größer ist als bisher angenommen. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Scientific Reports (Nature Portfolio) veröffentlicht.
Forscher des Instituts für Mikrobiologie der Medizinischen Fakultät der Jagiellonen-Universität haben in Zusammenarbeit mit einem der führenden Experten für medizinische Mykologie – Professor David W. Denning von der Universität Manchester, Gründer und langjähriger Direktor von Global Action for Fungal Infections (GAFFI) – erstmals das tatsächliche Ausmaß schwerer Pilzinfektionen in Polen abgeschätzt. Die Analyse umfasste nationale demografische und Gesundheitsdaten sowie eine Auswertung der wissenschaftlichen Literatur.
Den Autoren zufolge zählen Candidämie – das Vorhandensein von Candida-Zellen im Blut – weiterhin zu den schwerwiegendsten Pilzinfektionen. Sie gehört zu den schwerwiegendsten Krankenhausinfektionen und tritt vor allem bei Patienten nach Operationen, bei Immunsupprimierten oder auf Intensivstationen auf. In Polen können jährlich mehrere Hundert, wenn nicht sogar Tausende solcher Fälle auftreten, die mit einer anhaltend hohen Sterblichkeitsrate einhergehen.
Die pulmonale Aspergillose wird weiterhin besonders unterschätzt – sowohl in ihrer invasiven Form, die einen raschen und oft tödlichen Verlauf nimmt, als auch in ihrer chronischen Form, die zu einer allmählichen Schädigung des Lungengewebes führt. „Zusammengenommen können beide Formen der Aspergillose jährlich über neuntausend Menschen betreffen und machen sie damit zu einer der häufigsten schweren Pilzinfektionen in Polen“, betonen die Autoren.
Obwohl seltener, sind Kryptokokkose und Mukormykose ebenfalls äußerst gefährliche Erkrankungen mit schnellem Verlauf und hoher Sterblichkeit, insbesondere bei Menschen mit schweren Immunschwächen. In Polen werden jährlich etwa 30 Fälle von Kryptokokkose und 60 Fälle von Mukormykose gemeldet. Letztere Infektionen werden durch Schimmelpilze verursacht, die gegen die meisten verfügbaren Antimykotika resistent sind.
Auch chronische Pilzinfektionen wie die rezidivierende Vulvovaginalmykose (rVVC) sollten nicht außer Acht gelassen werden. Obwohl sie nicht lebensbedrohlich ist, betrifft sie jährlich Zehntausende Frauen, mindert deren Lebensqualität erheblich und stellt ein Beispiel für eine persistierende Mykose mit sozialer Relevanz dar.
„Schwere Pilzinfektionen sind in Polen keine Seltenheit. Wir sprechen von mehreren Tausend Fällen pro Jahr – vergleichbar mit der Häufigkeit vieler Zivilisationskrankheiten. Schnellere Diagnose, korrekte Meldung und Zugang zu wirksamer Behandlung sind entscheidend“, betonte Dr. Paweł Krzyściak, Facharzt für Mikrobiologie am Medizinischen Kolleg der Jagiellonen-Universität und korrespondierender Autor der Publikation.
Wissenschaftler schätzen, dass schwere Pilzinfektionen jährlich über 100.000 Patienten betreffen. Diese Zahl ist vergleichbar mit Krankenhausaufenthalten aufgrund von Herzinfarkten oder schweren Grippefällen. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass die Grippe jedes Jahr erwähnt wird, während Pilzinfektionen fast nie thematisiert werden.
Nach Ansicht der Autoren könnten die gewonnenen Daten einen Ausgangspunkt für eine bessere Planung nationaler Diagnosestrategien, eine verbesserte Verfügbarkeit von Antimykotika und eine optimierte Ausbildung des medizinischen Personals darstellen.
Mira Suchodolska (PAP)
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