Es gibt keine aktiven Raumsonden mehr, die die Venus erforschen.

NACHRICHTENZENTRUM
Erstellt: 30. Oktober 2025, 15:25 Uhr
Der 2010 gestartete Venus Climate Orbiter, der 300 Millionen Dollar gekostet hat, hat im Laufe eines Jahrzehnts 178 wissenschaftliche Arbeiten hervorgebracht und die Erwartungen übertroffen, indem er die geplante Missionsdauer um das Dreifache verlängert hat.
Ein schwieriger Start, eine kreative Lösung
Akatsukis Reise begann nicht reibungslos. Die Mission galt als Fehlschlag, als die Raumsonde 2010 aufgrund eines Triebwerksausfalls nicht in die Venusumlaufbahn eintreten konnte. Dennoch umkreiste die Sonde die Sonne fünf Jahre lang und erreichte 2015 mit einem zweiten Manöver erfolgreich die Umlaufbahn.
JAXA fasste den Moment so zusammen: „Als das Haupttriebwerk ausfiel, musste das Team kreativ werden. Man unternahm einen Versuch, in die Umlaufbahn einzutauchen, indem man kleine Triebwerke nutzte, die ausschließlich zur Lageregelung dienten. Mit einer solchen Methode hatte man zuvor noch nie Erfolg gehabt, aber bei der Erforschung des Weltraums geht es ja gerade darum, das Unmögliche neu zu definieren.“ Dank dieses bemerkenswerten Erfolgs konnte Akatsuki die Venusatmosphäre fast ein Jahrzehnt lang weiter erforschen.
Superwinde auf dem Höllenplaneten
Die Venus ist ein Planet mit Oberflächentemperaturen, die hoch genug sind, um Blei zu schmelzen, und einem Atmosphärendruck, der 90-mal höher ist als der der Erde. Anstatt in diese lebensbedrohlichen Bedingungen hinabzusteigen, beobachtete Akatsuki die Wolkenschicht – die Atmosphärenschichten in 50 bis 70 Kilometern Höhe über der Oberfläche.
In dieser Region wehen die Winde 60-mal schneller als die Erdrotation. Dieses Phänomen, von Wissenschaftlern als „Superrotation“ bezeichnet, war eines der wichtigsten Forschungsthemen der Raumsonde Akatsuki. Durch den Vergleich Tausender Bilder maß die Sonde die Geschwindigkeit der Wolkenbewegungen und stellte fest, dass diese Windgeschwindigkeit je nach lokaler Sonnenzeit variiert. Dies belegte, dass die Superrotation durch die thermische Energie der Sonne angetrieben wird.
Tipps fürs Leben
JAXA wies darauf hin, dass diese Entdeckung auch für die Suche nach außerirdischem Leben von Bedeutung ist. Die Venus umkreist die Sonne nur alle 225 Tage, dreht sich aber alle 243 Tage um ihre Achse. Das bedeutet, dass der Planet nahezu gezeitenverriegelt ist und somit immer der Sonne zugewandt ist. Laut der Agentur könnten sich viele der im Universum entdeckten Exoplaneten ebenfalls in diesem Zustand befinden.
Wenn die extrem schnelle Rotation der Venusatmosphäre durch Sonnenwärme angetrieben wird, könnte dieser Mechanismus die Wärme auf gezeitenverriegelten Exoplaneten umverteilen und so den Kollaps ihrer Atmosphären verhindern. Dies könnte möglicherweise lebensfreundliche Bedingungen auf einigen Exoplaneten erhalten.
BERGWELLEN UND NEUE MISSIONEN AUF DER VENUS
Akatsuki entdeckte nicht nur Windbewegungen, sondern auch eine zuvor unbekannte, bogenförmige Struktur in der Atmosphäre. Diese Struktur wird vermutlich durch Gravitationswellen verursacht, die von den hohen Bergen der Venus ausgehen. Diese Wellen heben Gas aus der unteren Atmosphäre mit einer viel größeren Kraft nach oben als auf der Erde.
JAXA betonte nach Akatsuki die Notwendigkeit neuer Missionen. Die NASA plant die Mission DAVINCI, die direkt in die Venusatmosphäre eindringen soll, sowie den Satelliten VERITAS, der Oberfläche und Inneres kartieren wird. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) entwickelt die Mission EnVision, die Atmosphäre und Oberfläche gemeinsam untersuchen wird.
Doch die Zukunft dieser Projekte ist ungewiss. Der NASA-Haushaltsvorschlag von US-Präsident Donald Trump für 2026 sieht eine Kürzung der Mittel um 24 Prozent und die Streichung dutzender wissenschaftlicher Missionen vor. Angesichts des Regierungsstillstands, der am 1. Oktober aufgrund eines Haushaltsstreits begann, hängt die Zukunft der Venusmissionen weiterhin vom Ausgang der Debatten im Kongress ab.
AKATSUKIS ERBE
Akatsuki begann seine Mission mit sechs wissenschaftlichen Instrumenten. Alle funktionierten einwandfrei, als die Sonde 2015 in die Umlaufbahn eintrat. Zwei Infrarotkameras wurden 2016 deaktiviert, die verbleibenden vier Instrumente sammelten jedoch bis 2024 zuverlässig Daten. Obwohl die Mission nun beendet ist, werden die von Akatsuki gewonnenen Daten der wissenschaftlichen Gemeinschaft noch viele Jahre lang von Nutzen sein. Die japanische Raumfahrtagentur JAXA erklärte dazu: „ Akatsuki hat uns nicht nur die Venus gezeigt, sondern auch die menschliche Fähigkeit, scheinbar Unmögliches zu vollbringen. “
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